HCME-Zweite verliert ihr Finale daheim
Nach dem Spiel mit fast 400 Zuschauern in der Kaltensteinhalle wird der Vizemeister bejubelt und fliegt gleich drauf nach Malle.
Die Zuschauer stehen auf der Tribüne der Kaltensteinhalle, jubeln, singen und klatschen. Dabei hat der HC Metter-Enz mit seiner zweiten Männermannschaft gerade verloren. Ausgerechnet das Endspiel um die Meisterschaft in der Handball-Bezirksklasse Enz/Murr, auf das sie in Vaihingen so große Hoffnung gesetzt hatten. Statt des Meisters wird dann eben der Vizemeister gefeiert – und ein paar Stunden später fliegt die Mannschaft nach Mallorca.
Als Trophäe winkt letzter Meisterwimpel des Handballbezirks Enz/Murr.
„Um drei Uhr holt uns der Bus an der Shell“, sagt Dominik Pfinder, der gemeinsam mit Matthias Schwarz die Verantwortung für die HCME-Zweite trägt. „Davor muss keiner ins Bett.“ Doch viel lieber hätten die Handballer von Metter und Enz in ihrem siebten gemeinsamen Jahr den Titel bejubelt. Es wäre der letzte gewesen, der in der Bezirksklasse Enz/Murr zu ergattern war, weil jetzt eine Umstrukturierung der Handballbezirke ansteht. So bekommt den letzten Meisterwimpel die HSG Sulzbach/Murrhardt, die das Endspiel um die Meisterschaft mit 25:21 gewinnt. Die HSG wird beim Saisonfinale von unglaublich vielen Zuschauern begleitet, direkt vor dem Eingang zur Kaltensteinhalle parkt ein Reisebus. Fast 400 Schlachtenbummler auf den Tribünen feuern beide Mannschaften an.
Musikverein, Fanfaren und Trommler sorgen für mächtig Stimmung.
Der HC Metter-Enz hat alles aufgeboten, was zu einem richtigen Finale daheim gehört. Er geht als Tabellenführer in das alles entscheidende Spiel gegen den Verfolger, der nur einen Punkt Rückstand hat und im Gegensatz zum Gastgeber unbedingt einen Sieg braucht. Den Anfang machen der Musikerein und Fanfaren, Trommler beider Fangruppen bleiben bis zum Schluss in der Halle. Jede Aktion wird bejubelt – entweder vom einen oder aber vom anderen Anhang. Und es gibt viel zu jubeln, vor allem bleibt es immer eng, ganz eng. Das erste Tor erzielen die Gäste, dann verwandelt Fabian Ackermann den ersten seiner sieben Siebenmeter an diesem Abend. Der Drei-Tore-Vorsprung der Gäste beim 11:8 in der 24. Minute ist drei Minuten später schon wieder egalisiert. Beim Stand von 12:13 aus HCME-Sicht werden die Seiten gewechselt, kurz drauf führen die Gastgeber mit 14:13 – zum letzten Mal. Ab dem 14:15 in der 39. Minute liegen permanent die Gäste in Führung, nie weit, aber ständig. Draußen entlädt sich ein heftiges Gewitter über und um Vaihingen, als ob es die passende Kulisse für das dramatische Spiel abgeben wollte.
Fabian Ackermann versenkt sechs seiner sieben Siebenmeter.
Beide Mannschaften schenken sich nichts. Vor dem Gästetor werden im 30-Sekunden-Takt Angreifer zu Boden gebracht. Mal gibt es zwei Minuten, mal nicht. Außerdem hat Fabian Ackermann reichlich Möglichkeit, mit Siebenmetern zu glänzen. Einmal täuscht er an, der Torwart bewegt sich nach links, rutscht weg – für den Schützen bleibt alle Zeit der Welt, das andere Eck zu nutzen. Es ist das 18:20, dem Christian Heidt gleich den Anschlusstreffer zum 19:20 folgen lässt. Ab da fallen die Tore streng abwechselnd, doch immer liegen die Gäste vorne und damit auf Titelkurs. Als beim Stand von 21:23 Ackermann seinen nächsten Siebenmeter hat, setzt er den Ball mit Wucht an den Pfosten. Das Leder prallt von dort zurück an den Torwart, doch dieser rettet geistesgegenwärtig, bevor der Ball ins Tor trudeln könnte. Die HSG erhöht auf 24:21. Nur noch 37 Sekunden auf der Uhr – und als auch Heidt einen Siebenmeter vergibt, ist das Spiel entschieden. Lucas Clauss setzt mit dem 25:21 den Schlusspunkt, zwei Sekunden vor der Schlusssirene.
Nach einem kurzen Schockmoment wird das Team als Vizemeister bejubelt.
Erst jubeln nur die Gäste und ihre Anhänger, dann hat der HC Metter-Enz seine Schockstarre überwunden und feiert ebenfalls. Die Spieler singen, die Fans applaudieren. „Vizemeister sind wir in den sieben Jahren, die wir jetzt zusammen sind, fünf Mal geworden“, sagt Dominik Pfinder. „Heute war die HSG leider die bessere Mannschaft. Wir haben uns deren Spiel aufdrücken lassen. Sonst haben wir schnelleren Handball gespielt, aber wir sind nicht so reingekommen in unser Spiel.“ Während dieser ersten Analyse ist das Spektakel für zwei Akteure der Gastgeber bereits gelaufen. HCME-Torwart Matthias Hamm hatte sich früh im Spiel eine Gehirnerschütterung geholt, Rückraum-Shooter Johann Born wartet mit seiner einer ausgekugelten Schulter in der Notaufnahme.
Einstellung der Mannschaft ist über die gesamte Saison hervorragend.
Gefeiert wird trotzdem – und wie. Auch Pfinder erinnert sich schnell wieder an die schönen Momente der Saison zurück. „Bei uns hat sich jeder für den anderen zerrissen“, berichtet er von der Einstellung seines Teams. „Auch heute.“ Aber am meisten damals, als es mit nur sieben Feldspielern bei der Handballregion Bottwartal IV antreten musste. Aus dem Titel ist wieder nichts geworden, doch auch die Vizemeisterschaft lässt sich feiern. Zumal es die letzte in einer Bezirksklasse Enz/Murr ist.
Der Artikel und die Bilder wurden uns freundlicherweise von der Vaihinger Kreiszeitung zur Verfügung gestellt (veröffentlicht in der VKZ am 6. Mai 2025)
- Handball, Bezirksklasse Enz/Murr, Männer, Saison 2024/2025, letzter Spieltag Tabellenführer HC Metter-Enz II (in Rot) gegen Zweiten und letztlich auch Meister HSG Sulzbach/Murrhardt, Endergebnis 21:25 (12:13), Kaltensteinhalle, Fans feiern den Vizemeister nach der Schlusssirene, Jubel
- Handball, Bezirksklasse Enz/Murr, Männer, Saison 2024/2025, letzter Spieltag Tabellenführer HC Metter-Enz II ( in Rot: Markus Eberle ) gegen Zweiten und letztlich auch Meister HSG Sulzbach/Murrhardt, Endergebnis 21:25 (12:13), Kaltensteinhalle